Beitrag
von beloona » 2. Mär 2012, 23:28
Hallo Hedi,
ich bin noch nicht lange hier und kämpfe mich so nach und nach durch die Foren. Als ich nun Deinen Beitrag las (den ersten des Themas hier) habe ich an meine Reaktion damals gedacht.
Ich hatte bis letztes Jahr eine Briardin aus einer renomierten Zuchtstätte, bei der mir ein andauerndes Stöhnen ziemlich auffällig erschien. Besonders weil sie es immer beim Aufstehen tat.Ich habe den heimischen Tierarzt aufgesucht - der konnte auf dem ersten Blick nichts feststellen, hatte aber auch keine wirkliche Diagnostikmöglichkeiten. Ich war unzufrieden mit der Antwort und suchte jemanden, der besser ausgerüstet war. Ich fand einen Tierarzt, der gleichzeitig auch Züchter war (goldener Zufall) und der fragte warum ich käme. Da waren wir gerade durch die Tür rein....
Als ich mein Anliegen erklärte, fragte er prompt ob ich nicht sehen würde wo das Problem läge. Tat ich nicht- sonst wäre ich gar nicht erst gekommen. Er sagte mir auf den Kopf zu das meine Hündin (damals 4 Monate alt) schwerste HD hätte und machte ohne Narkose eine einfache Röntgenaufnahme. Die reichte aus, das auch ich als Laie sah, wie recht er hatte. Meine Hündin hatte auf der rechten Seite nicht mal einen Ansatz einer Hüftpfanne und links nur wenige Milimeter....
Er gab mir für sie einen Euthanasietermin wenige Tage später, weil der TA meinte, das sie niemals ein richtiges gutes Leben haben würde und dauerhaft Schmerzen leiden würde.
Auch für mich fiel eine kleine heile Welt zusammen und voller Kummer und Schmerz fuhr ich heim um meinem Mann die traurige Nchricht mitzuteilen. Es war ein Schock für uns alle und wir wollten total tapfer sein aber als der besagte Tag kam, gingen wir noch einmal mit ihr spazieren. Dabei zeigte sie uns so viel Lebensfreude, soviel Kraft und Vitalität , das wir uns bei der Hand nahmen und uns schwörten, das wir ihr ein Leben ermöglichen, das lebenswert ist und wenn wir sehen das sie leidet, dann werden wir stark sein!
Im Folgenden bin ich über das Internet auch auf die Golddrahtimplatation gestoßen ud habe alles daran gesetzt , einen damals noch schwer zu findenen Arzt zu treffen der damit Erfahrung hatte. Es war einer der aus der Schweiz einmal monatlich hier einflog und eine Spezialsprechstunde abhielt.
Wir stellten unsere Hündin bei Ihm vor und erhielten eine Absage. Er stellte fest, das die Hüftpfanne wirklich so gering war, das auch eine Golddrahtimplantation nicht mehr helfen könnte. Er riet uns zu einem künstlichen Hüfttransplantat. Als er die Kosten dafür aufrief , mußte ich eine ehrliche Entscheidung treffen. Als Mutter von drei Kindern und Normalverdiener konnte wir uns das nicht leisten zumal die Erfolgsaussichten äusserst ungenau waren.
Der TA verstand das sehr gut und gab mir einen Tipp: aufpassen das sie gewichtsmäßig grenzwertig ist (eher untergewichtig als normal/zuviel), da sie im Vorderlaufbereich abfangen wird, was die Hinterhand nicht tragen kann. Ich sollte ein Training machen, das eine gleichmäßige Gangart ohne Belastungen fördert. Also bin ich immer im ruhigen Trab gegangen, keinen Speed. Weiterhin sollte ich darauf verzichten Nachwuchs von ihr zu bekommen.
(Das sah drei Jahre später mein kleiner Mischlingsrüde "leider" anders und so bekam ich ungewollten Nachwuchs, über den die jetzigen Besitzer aber sehr glücklich sind. Die Entbindung der Welpen ging jedoch nur über einen Kaiserschnitt, da die hintere Muskulatur zu schwach war für Presswehen.)
Wir haben ihr ein Leben ermöglicht, in dem sie stets und ständig selbst bestimmen konnte, wieviel laufen geht, wieviel springen und spielen. Das klappte prima. Sie konnte das hervorragend einschätzen und wir haben es akzeptiert. So ist meine wunderbare Hündin ganz ohne Medikamente zwölf Jahre alt geworden!
Und ganz am Schluss sind wir auch wirklich tapfer den letzten Weg gegagngen - so wie wir es uns einst versprochen haben. Sie sollte nicht leiden und das hat sie keinen Tag !
Ich hoffe ich konnte Dir Mut machen und aufzeigen, das auch eine schlechte Prognose nicht das Ende der Welt sein muß und ein kranker Hund nicht gleich ein toter Hund ist.
Wir hatten zwölf Jahre eine fantastische Freundin, die uns immer voller Liebe und Loyalität begleitete ud auch wenn wir die letzten 4 Jahre ausschliesslich im Garten mit ihr spielen ud toben konnten- hat das unsere Freude über diesen Hund nie getrübt.
Ich wünsche Euch alles Gute und guten Mut.
Silke (in Gedenken an unsere Pepsi)
PS. Zu einem anderen Termin beim TA wurde nochmal eine Röntgenaufnahme gemacht. Sie zeigte das die Oberschenkelknochen beidseits komplett aus der Hüftpfanne heraus waren und in der Muskulatur hingen. Da hatte sich eine Art "Pseudopfanne" gebildet. Im Alter konnte man das auch sehen. Die Hüfte sah irgendwie eingefallen aus.